Hasen sind feige, lieben Karotten und werden im Winter immer weiß: Was ist wahr und was ist eine Lüge?

Die breite Öffentlichkeit fragt selten nach der Wahrheit über Waldtiere. Ihr stereotypisches Wissen basiert hauptsächlich auf Kindermärchen, in denen alle Füchse listig und Hasen feige Beutetiere sind, die beim ersten Angriff eines Raubtiers sterben. Diese falschen Behauptungen und Mythen werden jedoch durch wissenschaftliche Forschung im Bereich der Zoologie nicht gestützt.

Stimmt es, dass Hasen feige sind?

Die Feigheit des Hasen ist ein bekanntes Märchen aus Kindertagen, und diese Eigenschaft wird ihm zu Unrecht zugeschrieben. Tatsächlich zeichnet sich dieses Waldtier durch seine List und Intelligenz aus: Es ist so geschickt darin, seine Spuren zu verwischen, dass es jeden Fressfeind verwirren kann. Es beweist zudem unglaubliche Ausdauer und bleibt bis zum Schluss verborgen, selbst wenn ein wildes Tier schon recht nah ist.

Marat Migranov, korrespondierendes Mitglied der Internationalen Pädagogischen Akademie und Doktor der Biologischen Wissenschaften, betont, dass Hasen wahrlich mutig sind. Lässt sich ein Kampf mit einem Raubtier nicht vermeiden, wehrt sich das Tier verzweifelt mit seinen Krallen und kräftigen Hinterbeinen und tritt seine Beute. Zur Selbstverteidigung kann es sogar auf den Rücken eines Wildtieres springen, sich mit den Krallen festklammern und so kräftig ausschlagen wie ein Pferd. Und obwohl es keine Eckzähne besitzt, scheut es sich nicht, seine scharfen Schneidezähne einzusetzen.

Jeder Jäger kann bestätigen, dass ein Hase selbst nach dem Fang äußerst schwer zu bändigen ist. Er schreit verzweifelt, wehrt sich, schlägt mit den Hinterbeinen um sich und beißt. Viele passionierte Jäger haben beobachtet, wie Hasen, wenn sie von Greifvögeln (Adler oder Uhus) angegriffen werden, auf den Rücken fallen und mit solcher Wucht mit den Hinterbeinen um sich treten, dass sie dem Angreifer Brustkorb und Bauch aufreißen. Es gab auch Fälle, in denen „Angsthasen“, die in der Nähe von Hunden aufgewachsen sind, deren Verhalten vollständig übernommen und andere Tiere furchtlos angegriffen haben.

Stimmt es, dass Hasen Karotten und Kohl lieben?

Hasen sind Vegetarier, obwohl dies umstritten ist. Wie jedes Waldtier benötigen sie Salz, weshalb Jäger häufig angenagte Elchgeweihe und verletzte Rebhühner im Wald gefunden haben, die nicht rechtzeitig aus den Fallen entfernt wurden.

Das Anlocken mit Salz ist übrigens eine Methode der Tierjagd. Der Boden oder Schnee im Lebensraum des Beutetiers wird mit einer Salzlösung getränkt.

Die Hauptnahrung der Hasen besteht jedoch aus Gras, jungen Trieben, Baumrinde, Beeren, Knollen und gelegentlich landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Und entgegen der landläufigen Meinung mögen sie Kohl und Karotten nicht besonders. Sie bevorzugen Kartoffeln, Rote Bete und Getreide.

Außerdem haben die Tiere keine besonderen Vorlieben beim Fressen. Das ist genauso ein Mythos wie der Mythos von der „Maus und dem Stück Käse“. Hasen fressen bereitwillig alles, was im Wald wächst (Sauerampfer, Pilze, Beeren, Seggen, Zwiebelgewächse, Wermut usw.), einschließlich giftiger Pflanzen (Hahnenfuß, Rittersporn).

Wechseln alle Hasen ihre graue Haut zu weiß?

Der weitverbreitete Mythos, dass alle Hasen im Winter ihr graues Fell abwerfen, ist falsch. Dieser Fellwechsel ist Teil des normalen Fellwechsels. Manchmal wird das Fell des Hasen sogar schon vor dem ersten Schnee reinweiß. Die charakteristische weiße Färbung ist jedoch typisch für den Schneehasen. Seine Haare sind hohl und völlig farblos, streuen aber das Licht wunderschön und erscheinen dadurch weiß.

Hasen ändern ihre Fellfarbe jedoch überhaupt nicht. Im Winter wird ihr Fell an Bauch, Brust und Gliedmaßen länger und dichter. Dies schützt sie vor inneren Erkältungen. Das Fell der Nordhasen hellt sich im Winter etwas auf, behält aber seine Grundfarbe. Das Fell ihrer südlichen Artgenossen bleibt hingegen komplett dunkel.

Stimmt es, dass Hasen sehr hoch springen und schnell rennen?

Hasen zeichnen sich durch ihre verlängerten Hinterbeine aus, die beim Springen und Abstoßen vom Boden beim Laufen wie eine Feder wirken. Selbst ihre Wirbelsäule besitzt spezielle Strukturen, die Teil dieses Mechanismus sind. Daher kann man einen Hasen mit einer lebenden Feder vergleichen, die sich beim Bergaufspringen mithilfe der Bewegung ihrer Hinterbeine und Wirbelsäule ebenso schnell wie jeder andere Vogel und beachtliche Höhen erreichen kann.

Schnelles Laufen ist ebenfalls ein großer Vorteil für dieses Tier. Der Hase kann mehrere Kilometer ununterbrochen mit 50 Kilometern pro Stunde galoppieren und dabei unglaubliche Schleifen vollführen.

Haben alle Hasen lange Ohren?

Die Ohrlänge von Schräghasen hängt direkt von ihrer Rasse ab. Es ist jedoch erwiesen, dass die Ohren aller Hasen nicht kürzer als die Hälfte ihrer Kopflänge sein können.

Die Hörorgane unterscheiden sich nur in ihrer Form: Bei einigen Arten sind die Ohrspitzen abgerundet, bei anderen sind sie spitzer.

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