Die Menschen haben sich schon immer gefragt, ob ihre Haustiere ein Leben nach dem Tod haben. Vertreter verschiedener Religionen haben auf diese Frage sehr unterschiedliche Antworten gegeben.
Was dachten die Menschen der Antike über das Jenseits von Katzen und Hunden?
Am Ufer des Nils im Alten Ägypten wurde die Katze domestiziert. Sie wurde als heiliges Tier verehrt, als Verkörperung von Bastet, der Göttin der Freude, der Liebe und der weiblichen Schönheit. Man glaubte, die Katze existiere gleichzeitig in der Welt der Lebenden und in der Welt der Toten.
Auch die Ägypter verehrten Hunde. Sie galten als Inkarnation des Gottes Anubis und als Wächter der Unterwelt. Nach dem Tod wurden Hunde und Katzen mumifiziert und mit allen Ehren auf speziellen Friedhöfen beigesetzt. Anschließend rasierten sich ihre Besitzer als Zeichen der Trauer den Kopf und mussten siebzig Tage lang trauern. Man glaubte, dass das Leben von Katzen und Hunden im Jenseits weiterging.
Im antiken Griechenland wurden Hunde und Katzen als Haustiere verehrt und sogar in verschiedenen Legenden erwähnt. Alexander der Große gründete eine Stadt und benannte sie Perites nach seinem geliebten Hund. Auf Kreta wurde der neugeborene Zeus von einem goldenen Hund bewacht. Katzen galten als Verkörperung der griechischen Göttin Diana und als Symbol der Ewigkeit. Priester umgaben sich mit diesen Tieren, da sie glaubten, dass sie astrales Feuer mit der Kraft der Natur selbst ausstrahlten. Die philosophische Lehre der Seelenwanderung blühte damals in Griechenland. Man glaubte, dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere und sogar Pflanzen eine Seele besaßen. Nach dem Tod wanderte die Seele in das Neugeborene. Auch der Philosoph Aristoteles glaubte, dass die Seelen verstorbener Menschen und Tiere sich durch den Raum bewegen konnten.
Für die alten Slawen waren Katzen beinahe mythische Wesen. Sie galten als ewige Begleiter von Hexen, Zauberern und anderen bösen Geistern. Ihnen wurden übernatürliche Kräfte zugeschrieben. In der Rus wurden Katzen auch als Führer ins Jenseits angesehen. Hunde hingegen konnten den Tod und die Krankheit ihrer Besitzer voraussehen und die Anwesenheit böser Geister spüren. Obwohl die alten Slawen ihren Haustieren magische Eigenschaften zuschrieben, glaubten sie, dass von allen Tieren nur der Bär eine Seele besaß.
Die Haltung der orthodoxen Kirche zum Jenseits von Haustieren
Biblische Berichte deuten darauf hin, dass nach der Schöpfung der Welt die Tiere mit den ersten Menschen im Paradies lebten. Sie lebten in vollkommener Harmonie miteinander. Doch nach dem Sündenfall litten nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere. Alles Lebende wurde dem Tod unterworfen. Theologen diskutieren bis heute über das Jenseits der Tiere. Die meisten glauben, dass jedes Tier eine Seele besitzt, die jedoch – anders als die menschliche Seele – nach dem Tod aufhört zu existieren. Aus diesem Grund wird orthodoxen Christen vom Verzehr von Tierblut abgeraten, da man annimmt, dass die Seele im Blut wohnt.
Hinduistische und buddhistische Ansichten zum Jenseits von Haustieren
Hindus und Buddhisten glauben seit Jahrhunderten, dass jedes Lebewesen eine Seele hat. Alles Leben auf der Erde ist miteinander verbunden und sollte in Liebe und Harmonie existieren. Die buddhistische Philosophie lehrt, dass Menschen und Tiere das gleiche Potenzial besitzen. Letztendlich hängt alles vom Karma ab: Bei schlechtem Karma kann ein Mensch nach dem Tod als Tier wiedergeboren werden. Umgekehrt kann ein Tier, das ein tugendhaftes Leben führt, als Mensch wiedergeboren werden.
Das Jenseits von Katzen und Hunden im Islam
Dem Islam zufolge werden am Tag des Jüngsten Gerichts alle Lebewesen zusammen mit den Menschen auferstehen. Jedes Tier, das seinen Zweck auf Erden erfüllt hat, wird belohnt. Die Tierseele ist zwar anders als die des Menschen, aber dennoch unsterblich und unveränderlich.
Woher stammt die Vorstellung, dass Katzen und Hunde nach ihrem irdischen Leben zum Regenbogen gehen?
Einer Legende zufolge liegt zwischen Himmel und Erde ein Ort namens Regenbogenbrücke. Endlose, grüne Wiesen, reichlich Nahrung und eine helle, warme Sonne erwarten die Tiere. Alles, was ein Tier zum Leben braucht, findet sich dort im Überfluss. Alte und kranke Tiere werden zu jungen und kräftigen. Dort sind sie überglücklich und warten nur darauf, dass ihr Herrchen oder Frauchen gemeinsam die Brücke überquert. Diese Legende stammt aus der nordischen Mythologie, die von der Bifröst erzählt – einer Brücke zwischen Himmel und Erde, die die Welt der Götter mit anderen Welten verbindet.
Letztendlich herrscht in den meisten Glaubensrichtungen Einigkeit darüber, dass Tiere eine Seele haben. Die Frage, ob sie nach dem Tod in den Himmel kommen oder wiedergeboren werden, bleibt – wie auch beim Menschen – offen.



