Wie die Katze eines Nachbarn sich an ihrem beleidigten Besitzer rächte.

Die Planer unserer typischen Innenhöfe vor zehn Jahren ahnten wohl kaum, dass im Jahr 2020 fast jede zweite Familie ein Auto besitzen würde. Diese Kurzsichtigkeit führte zu erbitterten Kämpfen um Parkplätze. Selbst Katzen gerieten in diesen aussichtslosen Konflikt hinein.

Ich habe zwei Nachbarn. Der eine wohnt im zweiten Stock, der andere darüber. Vor etwa sechs Monaten haben sich beide ein Auto angeschafft, und es ist ein heftiger Streit um einen Parkplatz in der Nähe des Eingangs entstanden. Jeder behauptete, das Recht zu haben, unter dem Fenster zu parken. Es gibt wirklich keine andere Möglichkeit, da alle Wohnungen belegt sind. Die einzige Alternative wäre draußen im Innenhof. Aber von dort aus kann man das Auto nicht sehen.

Keiner der Nachbarn war zu einem Kompromiss bereit, also parkten sie nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Fast täglich brachen im Innenhof laute Streitereien aus, die sich bis in den Eingangsbereich fortsetzten. Selbst nachdem sie in ihre Wohnungen gegangen waren, beklagten sich die Männer noch über die dünnen Wände.

Bald mischte sich eine dritte Person ein. Der Nachbar im zweiten Stock hat eine große graue Katze. Eines Tages, als die Männer im Hauseingang stritten, wurde Dymok (so heißt die Katze) Zeugin des Tumults. Am Abend spitzte sich die Lage zu, und beinahe kam es zu einer Schlägerei. Der Nachbar im dritten Stock schaffte es sogar, den Nachbarn im zweiten Stock zu schubsen, doch dann schritten Bewohner der anderen Wohnungen ein und trennten die beiden Parteien.

Offenbar konnte Dymok die rüde Behandlung seines Besitzers nicht länger hinnehmen und beschloss, sich an dem Übeltäter zu rächen. Jeden Tag kletterte er in den dritten Stock und verrichtete sein Geschäft vor der Tür des Mannes, den er hasste. Natürlich verschärfte dies den Konflikt nur noch. Nun stritten die Männer nicht nur um einen Parkplatz, sondern auch um „Überraschungen“ von Dymok.

Das ging mehrere Monate so. Alle im Innenhof hatten sich an die täglichen Auseinandersetzungen gewöhnt und schenkten dem Gezänk keine Beachtung mehr. Doch vor ein paar Wochen geschah ein Wunder. Der Mann aus dem dritten Stock mietete eine Garage in der Nähe des Gebäudes, sodass er keinen Parkplatz mehr brauchte. Die ehemaligen Feinde schlossen endlich Frieden. Das Ende des Konflikts wurde mit einem gemeinsamen Fußballspiel bei Bier und Joints gefeiert.

Interessanterweise hörte Dymok schon am nächsten Tag auf, Streiche zu spielen und dem Übeltäter „Überraschungen“ vor die Tür zu legen. Da sein Herrchen seinem Feind vergeben hatte, hatte die Katze keinen Grund, ihm etwas nachzutragen.

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