Unsere Katze ist wunderschön. Weiß, mit gelben Augen – eine richtige Gänseblümchen. So haben wir sie auch genannt – Romaschka. Unsere Süße ist nun groß, und es war Zeit, über einen Kater nachzudenken. Wir alle lieben Kätzchen. Aber ohne einen Kater können wir leider keinen Nachwuchs bekommen.
Mein Mann scherzte, dass er bei der Wahl des Bräutigams für seine eigene Tochter nicht so wählerisch sei wie bei den potenziellen Verehrern unserer Katze. Sie ist ein kleiner Wildfang, und es war schwer vorherzusagen, wie die Verkupplung verlaufen würde: Nicht jeder käme mit so einer temperamentvollen Frau zurecht. Wir haben lange überlegt und uns schließlich für einen stattlichen britischen Gentleman namens Luka entschieden. Er war so gelassen, mit einem Ausdruck tiefer Traurigkeit im Gesicht. Wir bewunderten ihn über Skype. Er schien gesund zu sein, und seine Papiere waren in Ordnung. Die Besitzer schwärmten von ihm und erzählten, wie wunderschön Lukas Kätzchen seien – es gäbe eine lange Schlange für sie. Sie sagten, er sänge seinen Auserwählten so romantische Ständchen! Er umwarb seine Katzenmädchen so charmant, als wären Casanova und Romeo in einer Person vereint! Oder besser gesagt, sein Gesichtsausdruck.
Wir sind nicht so die Romantiker. Aber vielleicht wäre Romashka ja ganz verrückt nach dem Musicaldarsteller Lukasha? Wir sollten dem Briten eine Chance geben. Gesagt, getan – und den Bräutigam zu uns nach Hause eingeladen.
Zur vereinbarten Stunde wurden die potenziellen Liebenden einander vorgestellt und in einem Zimmer eingeschlossen. Komfort und Intimität sozusagen.
Romashka zeigte sofort ihren unnachgiebigen Charakter. Wie sie den phlegmatischen Luka anknurrte, spuckte und verfluchte, als wäre er ihr schlimmster Feind! Mit dieser Einstellung hatte Romashka beste Chancen, eine alte Jungfer zu bleiben. Alle Hoffnung ruhte auf Luka und seiner reichen Erfahrung als Verführer. Der zukünftige Ehemann bewunderte die wütende Braut und begann dann jämmerlich und mit widerlicher Stimme zu jammern. Dann änderte er seinen Tonfall, doch das milderte die Boshaftigkeit in seiner Stimme nicht. Offenbar war dies die berühmte Masche, mit der der Frauenheld andere Katzen erobert hatte. Andere, aber nicht diese. Romashka wurde noch empörter. Sie schnaubte, fauchte, ihre Augen funkelten!
Luka starrte den wütenden Gast an und schlenderte dann gemächlich zu der Ecke, wo unser Katzenklo stand. Wir reckten die Hälse – was hatte er denn vor? Der Gast kletterte lässig ins Katzenklo, beschnupperte alles, verrichtete dann in aller Ruhe sein Geschäft und vergrub es sorgfältig. Wir waren fassungslos. Was sollte das? Eine verächtliche Geste gegenüber der Braut? Eine neue Art der Brautwerbung? Irgendein neumodischer britischer Trick?
Luka hatte auf Freundlichkeit gehofft, doch nachdem Romashka sich an ihr Katzenklo herangemacht hatte, rastete sie völlig aus. Sie war viel kleiner als Luka, sonst hätte sie ihn angegriffen. Stattdessen heulte sie wie eine Furie. Die Nachbarn fragten später, wer die Katze so gequält hatte.
Es entwickelte sich also weder Liebe noch Freundschaft zwischen unseren Haustieren. Es war ein misslungenes Date. Ich hoffe, alle Beteiligten haben beim nächsten Mal mehr Glück.



