Hunde gelten gemeinhin als Wächter und Beschützer des Hauses. Aber Katzen stehen ihnen in nichts nach. Meine Großeltern hatten einen pelzigen Freund, der es mit jedem Wachhund aufnehmen konnte. Leider ist Marquis vor 10 Jahren gestorben, aber jeder erinnert sich an seinen Mut.
Die aggressive Katze
Meine Verwandten hatten einmal einen Siamkater namens Marquis. Er war ein ziemlich temperamentvoller Kater. Zuneigung mochte er nicht, dafür kratzte und biss er umso lieber. Alle bekamen Ärger – Besitzer wie Gäste gleichermaßen. Aber meine Großeltern liebten ihn trotzdem sehr und gewöhnten sich daran, mit so einer ungewöhnlichen Katze zusammenzuleben.
Der Lieblingsplatz des Marquis war der Kleiderschrank im Wohnzimmer. Er kletterte ganz nach oben, kuschelte sich zwischen Pappkartons und Bücherstapeln und döste. Doch sobald jemand den Schrank öffnete oder auch nur vorbeiging, erwachte der Marquis aus seinem leichten Schlaf und stürzte sich direkt auf den „Feind“.
Oma und Opa und alle, die sie besuchten, hatten sich längst an die Angewohnheiten des vierbeinigen Fallschirmspringers gewöhnt und mieden einfach den verhängnisvollen Schrank. Doch eines Tages tauchte ein ungebetener „Gast“ in der Wohnung auf, der nichts von dem streitlustigen Tier ahnte, das dort lebte.
Blitzreaktion
Es geschah in einer Sommernacht. Es war brütend heiß, und alle Fenster standen offen. Als meine Großeltern zu Bett gingen, brach ein Einbrecher durchs Wohnzimmerfenster ein. Das war nicht schwer – es war schließlich das Erdgeschoss.
Kaum in der Wohnung, steuerte der Dieb ohne zu zögern auf den Kleiderschrank zu, um seinen „Schatz“ zu suchen. Doch zwei bedrohliche grüne Augen beobachteten ihn bereits von oben. Sobald der Dieb versuchte, die Tür zu öffnen, stürzte sich der Marquis auf seinen Kopf und krallte sich mit aller Kraft in seinen glänzenden, kahlen Kopf.
Ob aus Überraschung, Angst oder Schmerz – der Dieb schrie laut durch die Wohnung. Der Großvater, ein ehemaliger Frontsoldat, behielt die Ruhe und überwältigte den unglückseligen Dieb.
Währenddessen wählte Oma bereits den Notruf. Die Polizei traf schnell ein und nahm die zerkratzten Fantômas mit. Die Beamten konnten ihre Bewunderung für Marquis' Tat nicht verbergen. Und der Held selbst schlief bereits friedlich auf seinem Kleiderschrank, als wäre nichts geschehen.
Dankbarkeit
Am nächsten Tag kamen die Polizisten erneut zu den Großeltern, um ihnen und insbesondere Marquis ihren Dank für ihre Hilfe bei der Ergreifung des gefährlichen Verbrechers auszusprechen.
Wie sich herausstellte, war er schon lange auf der Fahndung. Allein in den letzten sechs Monaten hatte er zehn Wohnungen ausgeraubt. Als Belohnung erhielt Marquis ein halbes Kilo Würstchen.





