Die Tsetsefliege ist der Überträger der Schlafkrankheit.

Wir betrachten Fliegen gemeinhin als harmlose Insekten, die kaum Belästigungen verursachen. Außerdem sind sie die ersten Vorboten des Sommers und eine willkommene Unterhaltung für Haustiere. Es gibt jedoch Fliegenarten, die zu einem echten Problem und sogar lebensbedrohlich werden können. Ein Beispiel dafür ist die Tsetsefliege.

Tsetsefliege: Merkmale und Eigenschaften

Die Tsetsefliege (lateinisch Glossina) ist eine Gattung aus der Familie der Fliegen und umfasst 23 Arten. Die Tsetsefliege wird als „Geißel Afrikas“ bezeichnet, weil dieses Insekt trotz wissenschaftlicher Fortschritte weiterhin Viehbestände vernichtet und Tausende von Menschenleben fordert.

Tsetsefliege

Rund 60 Millionen Menschen sind ständig von einer gefährlichen Infektion bedroht.

Aussehen

Die Tsetsefliege ist ein kleines, rötlich-graues Insekt mit einer Länge von 8 bis 15 Millimetern. Um sie von anderen Gattungen zu unterscheiden, achten Sie auf ihre Flügel. Erstens ähneln die Adern auf den Flügeln der Tsetsefliege einer Axt. Zweitens faltet die Fliege im Ruhezustand ihre Flügel so zusammen, dass sie sich vollständig überlappen. Darüber hinaus besitzt die Tsetsefliege einen deutlich sichtbaren, länglichen, nach vorn gerichteten Rüssel und verzweigte, behaarte Fühler. Charakteristische dunkelbraune Streifen zieren den Körper, und der Hinterleib ist in einem Farbverlauf von Gelb zu Grau gefärbt.

Fotogalerie: Äußere Unterschiede zu anderen Fliegen

Lebenszyklus und Fortpflanzung

Die Fortpflanzung der Tsetsefliege unterscheidet sich von der anderer Fliegen. Das Weibchen paart sich in der Regel nur einmal mit dem Männchen und bringt danach im Laufe ihres Lebens etwa zehn Larven zur Welt – etwa alle zwei bis drei Monate eine. Die Tragzeit beträgt ein bis zwei Wochen. Anders als andere Fliegen legt die Tsetsefliege keine Eier, sondern gebiert voll entwickelte Larven, die sich unmittelbar nach dem Schlüpfen in den Boden eingraben und verpuppen. Die Tsetsefliege lebt ein bis zweieinhalb Jahre.

Ernährung

Tsetsefliegen (sowohl Männchen als auch Weibchen) sind wahre Vampire, da sie sich vom Blut kleiner und großer Säugetiere ernähren: sowohl von Tieren als auch von Menschen. Mit ihrem zahnbesetzten Rüssel können diese Insekten selbst dickste Tierhaut durchbeißen. Beim Stechen sondern sie zusammen mit ihrem Speichel blutverdünnende Substanzen ab und trinken, bis sie sich fast verdoppeln. Diese Fressmethode ist problematisch, da Tsetsefliegen Trypanosomen übertragen.

Interessanterweise achten Tsetsefliegen bei der Jagd auf Beute auf sich bewegende, warme Objekte, weshalb sie oft Autos „angreifen“. Das einzige Säugetier, das von Tsetsefliegen nicht als Mahlzeit in Betracht gezogen wird, ist das Zebra. Wissenschaftler vermuten, dass dies an der markanten schwarz-weißen Färbung der Insekten liegt, die sie desorientiert.

Lebensräume

Alle Tsetsefliegenarten leben in Afrika und bevorzugen die Tropen und Subtropen. Man findet sie hauptsächlich in tropischen Wäldern und entlang von Flüssen.

Die Vorliebe der Fliegen für feuchte Orte hindert den Menschen daran, große Teile fruchtbaren Landes auszubeuten. Wissenschaftler haben jedoch auch die Vorteile der Insekten hervorgehoben: So gelten Tsetsefliegen beispielsweise als Grund dafür, dass in Afrika unberührte Lebensräume für Wildtiere erhalten geblieben sind, und von ihnen übertragene Krankheiten schützen den Kontinent vor Überweidung und der damit einhergehenden Bodenerosion.

Die Gefahr eines Tsetsefliegenstichs: Schlafkrankheit

Wie bereits erwähnt, sind Tsetsefliegen Überträger von im Blut zirkulierenden Trypanosomen, die wiederum beim Menschen die Schlafkrankheit und bei Tieren die Nagana-Krankheit verursachen. Die Schlafkrankheit greift zunächst das Immunsystem und dann das Nervensystem an. Nach einiger Zeit bilden sich im ganzen Körper Tumore, die schließlich zum Tod führen.

Trypanosomen

Tsetsefliegen sind Überträger von Trypanosomenparasiten.

Trypanosomen, die für den Menschen lebensbedrohlich sind, werden von Tsetsefliegen von Antilopen übertragen. Die Parasiten sind permanenter Bestandteil des Blutes der Tiere, ohne ihnen jedoch Schaden zuzufügen. Im menschlichen Blut verändern die Trypanosomen ihre Proteinhülle auf vielfältige Weise, was die Entwicklung einer geeigneten Behandlung sehr erschwert. Auch die Fliegen selbst tragen die Parasiten symptomlos in sich. Es gibt Theorien, wonach Trypanosomen sogar die Lebensspanne verlängern.

Etwa 60 Millionen Menschen sind ständig von Tsetsefliegenstichen bedroht. Jedes Jahr fordern die von ihr übertragenen Krankheiten über 3 Millionen Nutztiere und 9.000 Menschenleben. Die höchste Infektionsrate (über 80 %) wird in der Demokratischen Republik Kongo verzeichnet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden Anstrengungen unternommen, dieses Problem zu bekämpfen. Dabei kommen Insektizide und sogar Strahlentherapie zum Einsatz, doch bisher sind keine nennenswerten Erfolge erzielt worden.

Symptome der Schlafkrankheit

Es gibt zwei Arten der Schlafkrankheit: die rhodesische und die gambische, deren Symptome nahezu identisch sind. Die Rhodesische Grippe gilt als akuterer Verlauf und ihre Symptome treten schneller auf. Die Gambia-Grippe kann lange latent verlaufen, und ein akuter Krankheitsschub kann plötzlich einer trügerischen Besserung weichen. Das Anfangsstadium der Erkrankung (Schädigung des Immunsystems) kann völlig symptomlos verlaufen, bis plötzlich neurologische Probleme auftreten.

Das erste Anzeichen der Schlafkrankheit ist das Auftreten eines trypanosomalen Schankers, eines furunkelartigen Knotens, etwa eine Woche nach der Infektion. Er tritt nicht an der Bissstelle auf, sondern meist am Kopf oder an Armen und Beinen. Er ist schmerzhaft und kann von Geschwüren, rosa oder violetten Flecken (5–7 cm Durchmesser) sowie Schwellungen im Gesicht und an den Extremitäten begleitet sein. Er heilt innerhalb von 2–3 Wochen ab und hinterlässt lediglich eine Narbe.

Trypanosomen-Schanker

Der Trypanosoma-Schanker, der sich an der Bissstelle bildet, ist eine große, schmerzhafte Blase mit einer charakteristischen runden Form und einer dichten Struktur; die Umgebung des Schankers weist einen weißlichen Schimmer auf.

Im ersten Monat können Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen auftreten. Das Frühstadium der Erkrankung kann mehrere Monate bis mehrere Jahre andauern. Es geht mit verschiedenen Schmerzen, Fieber, Herzrasen, Schwellungen und Hautflecken sowie Koordinations- und Schlafstörungen einher. Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann es zum Tod des Betroffenen kommen, bevor die typischen Schlafprobleme auftreten.

Symptome der Schlafkrankheit

Die Ausbreitung von Parasiten über die Lymphgefäße führt zu einer Vergrößerung der Lymphknoten; die auffälligste Vergrößerung findet sich im Nackenbereich. Die Lymphknoten verdichten sich nicht und schmerzen nicht bei Druck.

Auf die hämatolymphatische (frühe) Phase der Schlafkrankheit folgt die meningoenzephalitische (terminale oder späte) Phase. In diesem Stadium befallen die Parasiten das Gehirn, die Symptome verstärken sich, und die betroffene Person kann während einer Tätigkeit einschlafen.

Wie man die Schlafkrankheit diagnostiziert und behandelt

Tsetsefliegen bewegen sich fast lautlos, daher ist ein Biss fast unmöglich zu verhindern, und man bemerkt ihn möglicherweise erst, wenn ein Schanker auftritt. Bei dem geringsten Verdacht auf einen Biss sollten Sie umgehend einen Infektiologen aufsuchen. Hausmittel helfen bei dieser Erkrankung nicht. Je früher Sie einen Spezialisten konsultieren, desto größer sind Ihre Heilungschancen. Unbehandelt führt diese Erkrankung unweigerlich zum Tod.

Zur Diagnose der Schlafkrankheit werden eine Blutuntersuchung und eine Lumbalpunktion (Analyse der Lymphknotenflüssigkeit) durchgeführt. Die Behandlung wird individuell an den Schweregrad der Erkrankung, den Zeitpunkt der Infektion und den Allgemeinzustand des Patienten angepasst. Es kommen hochtoxische Medikamente wie Pentamidin, Suramin und organische Arsenverbindungen zum Einsatz; in späteren Stadien werden Eflornithin und Nifurtimox verwendet. Schwere Nebenwirkungen sind bei diesen Medikamenten zu erwarten, können aber klinisch behandelt werden.

Pentamidin

Wird bei einem oder mehreren Einwohnern einer Ortschaft Trypanosomiasis festgestellt, die durch den Stich blutsaugender Fliegen übertragen wird, wird eine Massenbehandlung der Bevölkerung mit dem Medikament Pentamidin durchgeführt.

Vor einer Reise nach Afrika ist die intramuskuläre Verabreichung von Pentamidin unerlässlich. Auf dem Kontinent sollte man Gebiete meiden, in denen die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs durch Tsetsefliegen am größten ist, helle Kleidung tragen, die den ganzen Körper bedeckt, und Insektenschutzmittel verwenden.

Die Tsetsefliege ist ein kleines Insekt, das eine erhebliche Gefahr darstellt. Während afrikanische Wissenschaftler an Lösungen zur Bekämpfung dieser Plage arbeiten, sollten Touristen, die exotische Reiseziele anstreben, äußerste Vorsicht walten lassen, alle vorbeugenden Maßnahmen ergreifen und bei ersten Anzeichen der Schlafkrankheit sofort einen Arzt aufsuchen.

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