Der Anblick einer riesigen Bisonherde ist ein überwältigendes Gefühl der Ehrfurcht. Viele Kulturen kennen Legenden über diese urzeitlichen Tiere.
Geschichte des Bisons
Vor Jahrhunderten hallten die Hufe wilder Auerochsen durch die Wälder Mittel-, West- und Südosteuropas, doch um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert drohte diesen Atlantiern das Aussterben. Die Tiere besaßen ein starkes Immunsystem und waren resistent gegen Krankheiten; ihr dichtes Fell schützte sie vor Unwettern, und ihr furchteinflößendes Aussehen und ihre Stärke bewahrten sie vor Raubtieren. Gegenüber Menschen waren die langsamen und schwerfälligen Auerochsen jedoch wehrlos.
„Der letzte freie Wisent der Belovezhskaya Pushcha wurde am 9. Februar 1921 vom ehemaligen Förster der Pushcha, Bartholomeus Shpakovich, getötet: Möge sein Name, wie der von Herostratos, für Jahrhunderte erhalten bleiben!“
Ein Wunder rettete diese Tiere vor dem Aussterben. Sechsundfünfzig Exemplare, die in Zoos und privaten Zuchtstationen erhalten wurden, wurden zu den Stammvätern der heutigen Wisentpopulation im Białowieża-Urwald in Polen und in russischen Naturschutzgebieten. Dank der Bemühungen von Zoologen gab es Ende des 20. Jahrhunderts wieder etwa 1.000 freilebende Wisente; heute hat sich ihr Bestand fast erholt.
Lebensstil
Der Wisent, das größte wilde Paarhufer Europas und Russlands, ähnelt zwar einer Kuh, ist aber deutlich kräftiger. Er erreicht eine Widerristhöhe von 1,8 bis 2 Metern und wiegt bis zu einer Tonne. Sein dichtes, leicht gelocktes Fell bildet einen prächtigen Kragen um seinen Hals.
Bisons gelten als langlebige Tiere. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 25–30 Jahren, einige können aber auch ein halbes Jahrhundert alt werden.
Waldgiganten sind in Laub- und Mischwäldern unter Schutzbedingungen anzutreffen.
Im Sommer bevorzugen Bisons Laubwälder und grasbewachsene, blühende Wiesen. Im Herbst wandern die Tiere in Mischwälder mit Eichenhainen, wo die Nahrungsquellen länger reichen.
Ein Waldriese kann bis zu 50 kg Nahrung pro Tag verzehren. Mit Beginn des Winters stellen die Mitarbeiter des Naturschutzgebiets Heuraufen auf, um die sich zahlreiche Herden wilder Huftiere versammeln. Ohne menschliche Unterstützung ernähren sich Bisons von Ästen, Trieben und Baumrinde.
Für den Bison stellt kaum ein Raubtier eine Bedrohung dar. Lediglich ein hungerndes Wolfsrudel könnte riskieren, ein junges oder geschwächtes Tier von der Herde zu trennen. Trotz seines massigen Aussehens kann der Bison schnell laufen und Hindernisse von über einem Meter Höhe überwinden.
Im Falle eines unvermeidlichen Kampfes bilden Bisons einen Kreis, wobei die Jungtiere in der Mitte und die erwachsenen Tiere an den Rändern stehen und sich mit Hilfe ihrer kräftigen und scharfen Hörner gegen den Feind verteidigen.
Der Bison ist ein naher Verwandter!
Man könnte sagen, dass der Europäische Bison und der Europäische Wisent zwei verschiedene Namen für ein und dasselbe Tier sind, und das stimmt zum Teil. Sie sind eng verwandt. Zoologen diskutieren seit Langem über die Unterschiede zwischen diesen Wildtieren. Neben ihrem Lebensraum unterscheiden sich der Amerikanische Bison und der Europäische Wisent auch im Aussehen. Der Bison hat einen längeren Körper, kürzere Beine und einen weniger ausgeprägten Widerristhöcker.
Grob gesagt passt ein Bison in ein Quadrat, während ein anderes Bison nur in ein langes Rechteck passt. Moderne Technologien haben zudem geholfen, genetische Unterschiede zwischen diesen beiden Arten von Paarhufern zu identifizieren.
Durch die zunehmende Urbanisierung schwinden die unberührten Naturgebiete, die als Lebensraum für Bisons dienen könnten. Welche Zukunft erwartet diese Waldriesen? Wahrscheinlich werden sie nicht in die freie Wildbahn zurückkehren, sondern in Schutzgebieten unter menschlichem Schutz verbleiben.














