Hornissen fallen unter den fliegenden Insekten sofort ins Auge: Man kann sie kaum übersehen. Doch neben ihrer Größe und ihrem Aussehen zeichnen sie sich auch durch ihre Lebensweise aus. Was sind Hornissen und sind sie gefährlich für uns?
Inhalt
Wer sind diese Hornissen?
Hornissen sind beeindruckend große, fliegende Insekten von bis zu 5,5 cm Länge mit abwechselnd schwarzen und gelben oder hellorangen Streifen und orangeroten Augen. Fruchttragende Hornissen besitzen einen Legestachel, während Arbeiterinnen einen Stachel zur Verteidigung haben.
Wespen und Hornissen wurden ursprünglich als dieselbe Tierart klassifiziert, später jedoch als eigene Gattung. Die Hauptunterschiede liegen in Größe und Verhalten. Hornissen sind erstens wesentlich größer als Wespen und haben einen runderen Hinterleib, zweitens sind sie weniger aggressiv und ziehen es vor, vor Gefahren zu fliehen, anstatt anzugreifen. Hornissennester ähneln Wespennestern sowohl in ihrer Struktur (sie sind praktisch identisch) als auch in ihrem Aussehen, unterscheiden sich aber in der Farbe, da Hornissen ihre Nester aus etwas anderen Materialien bauen.
Hornissen kommen hauptsächlich auf der Nordhalbkugel vor – in Europa, Asien und Nordamerika – meiden aber die extremen nördlichen und südlichen Regionen und bevorzugen gemäßigte Klimazonen. Sie leben in großen Familienverbänden in großen Papiernestern mit bis zu zehn Lagen. Hornissen nisten typischerweise an abgelegenen Orten: in Baumhöhlen, verlassenen Häusern, Dachböden und, seltener in wärmeren Klimazonen, an Ästen. Hornissen verwenden Birkenzweige und morsches Holz von alten Baumstümpfen als Baumaterial für ihre Nester, daher sind diese, anders als Espennester, eher bräunlich-braun.

Dies ist die Art von Hornissennest, die man auf einem Dachboden oder in einem alten Badehaus finden könnte.
Hornissen leben nicht länger als ein Jahr – die Weibchen hingegen überwintern. Im Frühling, etwa Mitte Mai, erwachen die Königinnen, suchen sich einen geeigneten Platz für ihr zukünftiges Nest und legen Eier, aus denen innerhalb von fünf Tagen Larven schlüpfen. Dann beginnen die Hornissen mit dem Nestbau.
Die Larve entwickelt sich neun Tage lang, verpuppt sich dann und schlüpft nach zwei Wochen als ausgewachsenes Insekt. Mit zunehmender Hornissenpopulation wächst das Nest und teilt sich allmählich in mehrere kleinere Schwärme auf, die vom Hauptnest abwandern. Ausgewachsene Hornissen ernähren sich ausschließlich von Kohlenhydraten: Dazu gehören süßer Baumsaft, Blattlaussekrete, der zuckerhaltige Saft überreifer und fauler Früchte sowie Honig, den sie aus Bienenvölkern plündern. Proteine sind für die Larvenernährung notwendig; um diese zu beschaffen, töten die Weibchen andere Insekten – Heuschrecken, Fliegen, Wespen, Bienen und sogar Wanderheuschrecken.
Im Inneren eines Hornissennestes: Video
https://youtube.com/watch?v=lldYfmvHHE8
Hornissen gibt es in verschiedenen Arten
Da diese Insekten auf unserem Planeten sehr weit verbreitet sind, ist es natürlich, dass es mehrere häufigste Arten gibt.
Gemeine Hornisse, auch bekannt als Europäische Hornisse
Sie ist in Europa, fast ganz Nordamerika und in Asien bis nach Westsibirien und Ostchina verbreitet. Die Königin erreicht eine Länge von etwa 2,5–3,5 cm; die Arbeiterinnen sind etwas kleiner, aber immer noch recht groß. Hornissen waren einst sehr weit verbreitet, doch da sie seit Langem vom Menschen aktiv gejagt werden, ist ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Die Bekämpfung der Europäischen Hornisse durch den Menschen hat dazu geführt, dass diese Insekten zu einer gefährdeten Art geworden sind. In den westeuropäischen Ländern steht diese Art heute unter Schutz, und die Zerstörung ihrer Nester wird mit einer hohen Geldstrafe geahndet.
Orientalische Hornisse
Diese Insekten bevorzugen trockene, heiße Klimazonen. Man findet sie in Südeuropa und Asien, bis hinauf nach Indien, China und Nepal. Ausgewachsene Exemplare werden nicht länger als 3 cm. Ihre Färbung unterscheidet sich von der der Gemeinen Hornisse; sie ist eher rötlich-braun – sowohl Körper als auch Flügel. Eine Besonderheit der Orientalischen Hornisse ist, dass sie ihre Nester in der Regel im Boden baut.
Chinesische Hornisse
Chinesische Hornissen sind in mancher Hinsicht legendär – diese Hornissen sind wahre Giganten! Ihr Körper kann über 5 cm lang werden, ihre Flügelspannweite bis zu 7,5 cm und ihr Stachel über einen halben Zentimeter. Ihr Gift ist hochgiftig und kann für Menschen tödlich sein. Ihre Färbung ist recht typisch: gelb-schwarze Streifen. Diese Insekten kommen in China sowie in der russischen Region Primorje, Indien, Japan, Korea und Nepal vor.
Japanische Hornisse
Diese Unterart der Chinesischen Hornisse kommt ausschließlich auf den japanischen Inseln vor und terrorisiert sowohl Menschen als auch die dortigen Honigbienen. Japanische Honigbienen töten diese Hornissen jedoch, indem sie sie einkreisen und durch ihre Bewegungen hohe Temperaturen erzeugen, die zum Tod der Hornisse durch Hitzeschock führen. Beim Menschen gestaltet sich die Sache komplizierter: Das Gift der Japanischen Hummel ist genauso giftig wie das ihrer chinesischen Verwandten. Jedes Jahr sterben in Japan mindestens 40 Menschen an einem anaphylaktischen Schock.
Schwarze Hornisse
Die Schwarze Hornisse, auch Dybowski-Hornisse genannt, steht aufgrund ihrer Seltenheit in einigen Regionen unter Schutz. Diese Insekten erreichen eine Größe von 1,8–2,5 cm und unterscheiden sich von ihren Verwandten durch ihre dunklere, fast schwarze Färbung. Eine Besonderheit dieser in Russland seltenen Hornissen ist, dass sie in der Regel keine eigenen Nester bauen. Wo leben sie also? Die Antwort ist einfach: Diese listigen Geschöpfe sind Parasiten, die die Nester anderer Hornissenarten bewohnen. Die Dybowski-Hornisse ist in Russland selten und kommt hauptsächlich in Primorje vor. Sie ist jedoch auch in China, Korea, Japan, Thailand, Myanmar und Indien anzutreffen.
Vespa velutina
Diese einzigartige Hornissenart kam ursprünglich nur in China vor, breitete sich aber später nach Vietnam, Thailand, Malaysia und Indonesien aus und gelangte schließlich über Frankreich nach Europa. Sie sind mit 2–3 cm für Hornissen typisch groß und gelb-schwarz gefärbt. Diese Insekten weisen jedoch einige Besonderheiten auf. Zum einen bauen sie ihre Nester in hohen Bäumen, direkt auf den Ästen. Zum anderen können ihre Schwärme mehrere Tausend Individuen umfassen. Drittens sind diese Hornissen obligate Räuber und jagen ständig andere Insekten, darunter auch Wildbienen. Seltsamerweise interessieren sie sich jedoch nicht für Honigbienen.
Tropische Hornissen
Diese Insekten haben eine Standardgröße von 2,5–3 cm und sind typischerweise schwarz-gelb gefärbt, besitzen aber nur einen sehr breiten gelben Streifen. Sie kommen in den Tropen vor, insbesondere in verschiedenen Regionen Südasiens. Tropische Hornissen bauen ihre Nester sowohl in Bäumen als auch unter der Erde, haben dabei aber keine besondere Vorliebe.
Hornissenstich
Im Durchschnitt wirken diese großen Insekten nur so gefährlich: Sie stechen Menschen deutlich seltener als kleinere Wespen, da sie scheu und nicht aggressiv sind. Dennoch sind solche Vorfälle nicht ungewöhnlich. So kann es beispielsweise vorkommen, dass ein Gärtner beim Obstpflücken eine Frucht aufhebt, in der sich eine Hornisse befindet, die den süßen Saft trinkt. Auch kann man ein Hornissennest stören: Es kann sich in einer Höhlung in einem gefällten Baumstamm oder auf dem Dachboden eines Hauses befinden. Die Hornissen wittern dann Gefahr und versuchen, den Eindringling anzugreifen. Das Hornissengift selbst ist für einen gesunden Erwachsenen nicht besonders gefährlich, der Stich hingegen ist recht schmerzhaft.
Die größte Gefahr besteht in einer möglichen allergischen Reaktion: Die gebissene Person kann ein Quincke-Ödem und einen anaphylaktischen Schock entwickeln und sogar sterben, wenn sie nicht rechtzeitig ärztlich versorgt wird. Außerdem kann eine Hornisse mehrmals stechen, da sie – anders als eine Biene – keinen Stachel in der Haut des Opfers hinterlässt. Kinder und Tiere sind aufgrund ihres geringeren Körpergewichts oft stärker betroffen, da das Gift bei ihnen eine größere Wirkung hat als bei Erwachsenen. Das Gift der Chinesischen und Japanischen Hornisse ist besonders stark und führt häufiger zum Tod als bei anderen Hornissenarten. Nach einem Hornissenstich sollten Sie ein Antihistaminikum (z. B. Cetrin, Suprastin, Tavegil) einnehmen. Verschlimmert sich der Zustand, suchen Sie unbedingt einen Arzt auf. Kühlen Sie die Stichstelle und bringen Sie das Tier gegebenenfalls zu einem Tierarzt. Hornissen stellen eine besondere Gefahr für Honigbienen dar, da sie diese vernichten und ihre Bienenstöcke zerstören. Seien Sie daher besonders wachsam, wenn Sie Imker sind.
Was kann man gegen Hornissen tun?
Zunächst einmal rate ich Ihnen dringend davon ab, die Hornissen anzufassen oder ihre Nester zu stören. Sollten sie ihre Nester jedoch zu nah an Ihrem oder gar darin gebaut haben, ist es ratsam, diese gefährlichen Insekten zu bekämpfen. Zuerst müssen Sie die Gefahrenquelle – das Nest selbst – ausfindig machen. Die Bekämpfung sollte nach Einbruch der Dunkelheit beginnen, wenn die Aktivität der Hornissen merklich nachgelassen hat. Behandeln Sie das Nest mit einem speziellen Insektizid gemäß der Packungsbeilage. Vergessen Sie aber vorher nicht, für Ihre eigene Sicherheit zu sorgen: Tragen Sie Kleidung, die Sie vor möglichen Stichen schützt, am besten dicke Kleidung, beispielsweise aus Segeltuch. Besonders wichtig ist der Schutz Ihrer Hände und Ihres Gesichts: Dicke Gummihandschuhe und ein Hut mit Moskitonetz sind hilfreich. Es empfiehlt sich außerdem, eine Atemschutzmaske zu tragen, um zu verhindern, dass das Gift in Ihre Atemwege gelangt. Wenn Sie befürchten, die Hornissen nicht selbst bekämpfen zu können oder einfach keine Zeit damit verschwenden wollen, rufen Sie ein Team von Fachleuten an – viele spezialisierte Unternehmen sind mittlerweile bereit, Ihnen gegen Gebühr sowohl die gefährlichen Insekten als auch den mühsamen Kampf mit ihnen abzunehmen.
Grundsätzlich überschneiden sich die Interessen von Menschen und Hornissen selten, daher können wir friedlich mit diesen Insekten zusammenleben. Sollten sie Sie oder Ihre Bienen jedoch angreifen, ergreifen Sie Maßnahmen, um sich selbst, Ihre Haustiere und Ihr Zuhause zu schützen.













